Können Schmerzen ernährungsbedingt sein?
Experten erläutern die Zusammenhänge zwischen chronischer Übersäuerung und Schmerzgeschehen
Manche gesundheitlichen Probleme erscheinen auf den ersten Blick zusammenhangslos. Häufig steckt dann unser Stoffwechsel dahinter. Funktioniert er nicht reibungslos, kann sich das auf vielfältige Weise äußern, beispielsweise durch diffuse Schmerzen.
Die Achillesferse des Stoffwechsels ist der Säure-Basen-Haushalt. Gerät er dauerhaft aus dem Gleichgewicht, kann das Gesundheitsstörungen hervorrufen. Experten empfehlen daher, genau hinzuschauen.
Säure-Basen-Spezialist Prof. Jürgen Vormann und Heilpraktikerin Anna Cnyrim befassen sich täglich mit dieser Thematik und kennen den aktuellen Stand der wissenschaftlichen Forschung.
Sie wissen, dass so manches Schmerzgeschehen mit einer chronischen Übersäuerung zusammenhängt – und was sich dagegen tun lässt.
Im Körper wird rund um die Uhr gepuffert
Der Säure-Basen-Haushalt spielt als Grundregulationssystem in der Praxis eine große Rolle. Säuren werden als Endprodukt unzähliger biochemischer Prozesse gebildet.
Verschiedene Mechanismen sorgen permanent dafür, dass sie neutralisiert werden, um den pH-Wert im Blut konstant zu halten. Das Gleichgewicht zwischen Säuren und Basen ist eine wichtige Grundlage für einen funktionierenden Stoffwechsel.
Doch was geschieht, wenn der Säure-Basen-Haushalt gestört ist, und welche Symptome können darauf hindeuten?
Heilpraktikerin Anna Cnyrim erläutert: „Ein aus dem Gleichgewicht geratener Säure-Basen-Haushalt kann unser gesamtes Befinden beeinträchtigen. Es gibt nicht das eine typische Anzeichen. Fast immer ist es eine Kombination verschiedener Symptome, bei denen ich hellhörig werde.
Wenn jemand beispielsweise über längere Zeit Muskel- und Gelenkbeschwerden hat, die kommen und gehen und auf keine Verletzung zurückzuführen sind, frage ich nach dem Ernährungs- und Bewegungsverhalten. Ebenso bei häufigen Kopfschmerzen.“
Aus der Säure-Basen-Forschung ist schon lange bekannt, dass von einer Dysbalance ganz verschiedene Bereiche betroffen sein können.
Von der Verdauung über das Immunsystem bis hin zum hormonellen Geschehen.
Jetzt gibt es eine neue Erkenntnis: „Der Zusammenhang zwischen einer chronischen Übersäuerung und dem Schmerzerleben ist tatsächlich nachgewiesen. Haben wir dauerhaft einen Überschuss an Säuren in unserem Körper, wird ein Teil davon im Zwischenzellraum im Bindegewebe gespeichert. Und darauf reagieren unsere Schmerzrezeptoren“, berichtet der Säure-Basen-Experte Prof. Jürgen Vormann.
Damit stellt sich die Frage, wie wir eine Übersäuerung grundsätzlich und speziell im Bindegewebe verhindern können.
Wir sind auf die Regulation des pH-Werts angewiesen
Prof. Vormann ist Gründer des Instituts für Prävention und Ernährung (IPEV) und anerkannter Ernährungswissenschaftler.
Er erläutert: „Die Übersäuerung im Bindegewebe tritt bei jeder körperlichen Anstrengung auf. Sie ist normal, und ein gesunder Organismus mit ausreichender Basenkapazität kann sie kompensieren. Ein Risiko für die Schmerzentstehung besteht dann, wenn eine dauerhafte ernährungsbedingte Säurebelastung und die erhöhte Säureproduktion im Stoffwechsel zusammenkommen.“
Seine Forschung konzentriert sich auf die Effekte einer dauerhaften Verschiebung des Gleichgewichts in Richtung Säuren.
„Unser Körper neutralisiert permanent überschüssige Säuren, um zu verhindern, dass der pH-Wert im Blut verändert wird. Das wäre gefährlich für den Organismus. Um die überschüssigen Säuren abzupuffern, wird unter anderem Bicarbonat, das an Knochenoberflächen gebunden ist, abgelöst und der Knochenkristall angegriffen. Auf Dauer leidet darunter die Knochensubstanz. Aber auch im Bindegewebe wird es saurer und Schmerzrezeptoren werden aktiviert. “
Heilpraktikerin Anna Cnyrim weiß, wie wir diese und andere Folgen der Übersäuerung vermeiden können: „Eine frische, ausgewogene, überwiegend pflanzenbasierte Kost liefert wichtige basische Mineralstoffe, denn vor allem eiweißreiche und stark verarbeitete Lebensmittel erhöhen die Säurelast.“
Zudem hält sie regelmäßige Bewegung für unverzichtbar – unter anderem um die Knochenstabilität und Muskulatur zu erhalten.
„Viele Menschen vermeiden körperliche Aktivität, gerade wenn die Beschwerden nach Bewegung vermehrt auftreten. Darunter leidet unsere Gesundheit mittel- bis langfristig zwangsläufig.“
Lifestyle-Analysen zeigen allerdings, dass sind wir selbst bei einer idealen Ernährung- und Lebensweise tendenziell auf der sauren Seite sind. Denn Stress, Medikamente, Schlafmangel und viele andere Faktoren tragen zur Säureproduktion bei. Eine hochwertige basische Nahrungsergänzung (Apotheke) kann helfen das empfindliche Gleichgewicht wiederherzustellen und zu erhalten.
Fazit: Der Säure-Basen-Haushalt ist eine wichtige Größe für unsere Gesundheit und steht auch unmittelbar im Zusammenhang mit diffusen Schmerzgeschehen.
Wer tiefer und auch wissenschaftlicher einsteigen möchtet, schaut ins “Säure-Basen-Forum“ unter www.saeure-basen-forum.de.