Braucht trockene Haut Feuchtigkeit oder Fett?
Experten geben Antworten
Dr. Kristin Kanja, niedergelassene Dermatologin und unabhängige Beraterin von Neutrogena bei allen Fragen zu Hautpflege:
„So pauschal lässt sich das nicht beantworten, denn jede Haut braucht sowohl Fett als auch Feuchtigkeit. Um den Fett- und Feuchtigkeitsgehalt der Haut näher zu bestimmen, empfehle ich zunächst eine Hautanalyse.
Mit einem Hautfunktionsanalyse-Gerät ist das schmerzfrei möglich: Durch sanftes Aufsetzen einer Messsonde lässt sich der Fett- und Feuchtigkeitsanteil sowie der pH-Wert der Haut ermitteln. Das ermöglicht eine individuelle Beratung, die je nach Hauttyp eher feuchtigkeitshaltige oder fetthaltige Produkte empfiehlt (Öl-in-Wasser- oder Wasser-in-Öl-Emulsionen).
Zudem ist trockene Haut in der Regel erblich bedingt. Der Haut fehlt eine ausreichende Menge an körpereigenen Lipiden, die Feuchtigkeit in den verschiedenen Hautschichten binden. Dadurch verdunstet mehr Wasser als nötig, die Haut spannt und erscheint trocken.
Zusätzlich trocknet die Haut bei Menschen ab etwa Ende 30 schneller aus, wird dünner und verliert an Geschmeidigkeit.
Das gilt besonders im Winter. Aber auch häufiges Waschen sowie eine austrocknende Reinigung oder viel Sonne können der Haut wertvolle Lipide entziehen und sie austrocknen.
Alles in allem braucht trockene Haut sowohl Feuchtigkeit als auch Fett. Den genauen jeweiligen Anteil kann erst eine gezielte Hautanalyse ergeben.
Bei älteren Menschen kann der Fettgehalt des Pflegeproduktes durchaus etwas höher sein. Auch hier gilt es, die genetische Veranlagung sowie klimatische Beanspruchung zu berücksichtigen.“
Andrea Dahm, Produktmanagerin, und Dr. David Hauck, Leiter F&E, PRIMAVERA LIFE:
„Die trockene Haut braucht Fett und Feuchtigkeit. Zum einen benötigt sie feuchtigkeitsspendende Inhaltstoffe, die aktiv eine Hydration bewirken, darüber hinaus auch Lipide, um die Barriere zu stabilisieren. Dadurch wird der transepidermale Wasserverlust minimiert. Das Resultat ist mehr Feuchtigkeit in der Haut.
Um zu erkennen, ob eher Feuchtigkeit oder Lipide benötigt werden, ist eine Analyse des Hautzustandes wichtig.
Spannt die Haut und juckt, zeigt sie Anzeichen von Trockenheit und ihr Feuchtigkeitsgehalt muss erhöht werden. Hierzu eignen sich für die Pflege Öl-in-Wasser-Emulsionen mit einem hohen Anteil an natürlichen Feuchthaltefaktoren, die Feuchtigkeit zurück in die Haut bringen.
Für die Reinigung sind rückfettende Reinigungscremes oder -milchen Produkten auf Gelbasis oder Schäumen vorzuziehen.
Ist die Haut rau und zeigt winzige Risse und Entzündungen ist dies ein Zeichen, dass die Haut nicht genügend Lipide selbst bilden kann. Einen wohltuenden Ausgleich liefern intensiv pflegende Cremes auf Basis von Wasser-in-Öl-Emulsionen, die native, kaltgepresste Öle enthalten.
Diese sind den Hautlipiden am ähnlich-ten und können so wunderbar von der Haut aufgenommen werden und die hauteigene Lipidproduktion anregen.“
Sabine Kästner, Beauty- und Naturkosmetikexpertin bei Lavera:
„Die Haut – unser größtes Organ – ist mit ihren ca. 1,8 m² ein kleines Universum für sich und nimmt in der Regel 20 % des Körpergewichtes ein. Das Multitalent ist unter anderem unsere Klimaanlage, Wärmespeicher und Schutzhülle. Schaut man genauer hin, wird einem ihr komplexer Aufbau schnell bewusst.
Rund 2 Millionen Schweißdrüsen sind in der Haut eines Erwachsenen zu finden, dazu kommen rund 300.000 Talgdrüsen, die täglich wichtige Fette produzieren. Die Haut speichert zudem rund ¼ des menschlichen Wasserhaushaltes.
Jede Haut braucht Feuchtigkeit und Fett, fehlt etwas davon, wird die Haut zum Sensibelchen und meldet sich mit Spannungsgefühl, Jucken, Allergien usw., bei vielen besonders in der kalten Jahreszeit.
Im Winter hat die Haut Höchstleistungen zu vollbringen. Draußen ist es kalt – die Haut kann ihr Fett weniger gut verteilen. Drinnen herrscht Wüstenklima, die Haut verliert automatisch mehr Feuchtigkeit.
Daher braucht sie im Winter mehr Schutz und freut sich über reichhaltige Pflege, die einen dünnen Schutzfilm schenkt.
In der Naturkosmetik z. B. bei lavera fin-den sich daher Bio-Fette wie Sheabutter, Shoreabutter oder Nachtkerzenöl, die durch ihre natürliche Beschaffenheit besonders gut von der Haut aufgenommen werden können. Dazu gibt es natürliche Feuchtigkeitsspender wie Aloe Vera oder Hyaluron, die das Feuchtigkeitsdepot wieder auffüllen.“
Dr. rer. nat. habil. Eckhard Hanisch, Leiter Fortbildung und Allpresan® akademie, neubourg skin care GmbH:
„Trockene Haut benötigt vor allem Feuchthaltefaktoren und Lipide, denn laut Leitlinie der Gesellschaft für Dermopharmazie für die Behandlung trockener Haut sind dies die beiden Faktoren, die unabhängig von der Ursache bei einem Mangel zu einer entsprechend trockenen Haut führen.
Trockene Haut sollte demnach mit Präparaten gepflegt werden, die Feuchthaltefaktoren wie Urea und Panthenol und möglichst hautverwandte Lipide enthalten. Denn nur so kann die Hautbarriere bei konsequent täglicher Pflege mit dem Ziel eines optimalen Schutzes – z. B. vor Infektionen der Haut – schnell wieder regeneriert werden.“
Dr. Michaela Arens-Corell, Leiterin der medizinisch-wissenschaftlichen Abteilung der Sebapharma GmbH & Co KG:
„Die trockene Haut neigt durch den Mangel an Fett und Feuchtigkeit in Verbindung mit einer unzureichenden Barrierefunktion verstärkt zur Austrocknung. Daher steht bei der trockener Haut sowohl der Ausgleich des Fett- und Feuchtigkeitsmangels als auch die Stärkung der Hautbarriere im Fokus.
Bei der Hautreinigung darf die bestehende Austrocknung keinesfalls durch Entfettung und Entfernung der hauteigenen Feuchtehaltefaktoren verstärkt werden. Daher sollten zur Körperreinigung vorzugsweise rückfettende Präparate wie Duschcremes oder Duschöle verwendet werden.
Am besten geeignet sind Emulsionszubereitungen, die milde Tenside, einen relativ hohen Lipidanteil, Feuchtehaltefaktoren sowie einen leicht sauren pH-Wert (pH-Wert 5,5) aufweisen.
Die Hauptaufgabe des Pflegeprogramms ist die Wiederherstellung des Hydrolipid-films der Hautoberfläche und der gestörten Hautbarriere. Dafür eignen sich Cremes und Lotionen mit erhöhtem Lipidanteil (z. B. Phytosterole, Jojobaöl, Sheabutter und Avocadoöl) und Feuchtehaltesubstanzen wie Harnstoff (Urea) oder Glycerin.
Ob die Pflege dem Bedarf der Haut angemessen ist, erkennt man am anhaltend angenehmen, glatten Hautgefühl.
Wird die Haut nach dem Eincremen schnell wieder rau und spannt, ist eine fettreichere Pflege angemessen. Zieht sie nicht rasch vollständig ein, eignet sich ein eher feuchtigkeitsbetontes Produkt besser.“
Catherine Frimmel, Geschäftsführende Gesellschafterin, Catherine Nail Collection GmbH
„Trockene Haut benötigt gerade in den kalten Wintermonaten viel Feuchtigkeit.
Warme Heizungs- und Raumluft macht die Haut rau und trocknet diese aus. Hier helfen reichhaltige Cremes und Masken mit dem feuchtigkeitsbindenden Wirkstoff Hyaluron.
Hyaluronsäure hilft der Haut, Feuchtigkeit aufzunehmen, sie zu speichern und transportiert Nährstoffe tief in die Zellen.
Zusätzlich werden Falten effektiv gemildert.
Was viele Menschen noch vergessen, ist die empfindliche Nagelhaut zu schützen. Sie benötigt besondere Pflege durch spezielle Nail Care Lotion und Cuticle Oil. Dadurch wird die Nagelhaut wieder weich.“
Quelle:
beautypress.de