Unruhe im Darm
Sechs häufige Erkrankungen des Verdauungstraktes und ihre Therapie
Mit rund fünf Metern Länge stellt der Darm das zweitgrößte Organ des menschlichen Körpers dar. So vielfältig wie seine Aufgaben und Funktionen erweisen sich auch seine Erkrankungen.
Prof. (Univ. Chisinau) Dr. Dr. Stefan Hillejan, Phlebologe und Proktologe von der Praxisklinik für Venen- und Enddarmerkrankungen in Hannover, klärt über die häufigsten Fehlfunktionen auf.
Auf Dauer gereizt: chronische Darmerkrankungen
Treten im Darmtrakt wiederholt oder auch dauerhaft Entzündungen auf, sprechen Darmspezialisten von einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung, kurz CED.
Häufig liegen dabei die Formen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa vor, die sich jedoch oft nicht leicht diagnostizieren lassen.
Während bei Morbus Crohn meistens Dünn- und Dickdarm sowie die gesamte Darmwand befallen sind, beschränkt sich die Entzündung bei Colitis ulcerosa mehr auf den Dickdarm und dessen Oberfläche, die Schleimhaut.
Beide Krankheitsbilder führen zu sehr ähnlichen Beschwerden, etwa Krämpfe in der Bauchgegend und Durchfall. Steht die Diagnose fest, kommt zunächst eine medikamentöse Behandlung zum Einsatz.
Langfristig müssen sich 20 Prozent der Patienten mit einer Colitis ulcerosa und 80 Prozent der Patienten mit Morbus Crohn einem operativen Eingriff unterziehen.
Unerwünschte Fehlbildung:
Darmpolypen Besonders in der zweiten Lebenshälfte entwickeln sich bei etwa jedem zehnten Menschen pilzförmige Veränderungen der Darmschleimhaut.
Bei den als Darmpolypen bezeichneten Geschwülsten handelt es sich um einen zunächst gutartigen Tumor, der in das Darminnere wächst und sich anfangs nicht bemerkbar macht. Mit der Zeit entwickeln sich einige von ihnen jedoch zu bösartigem Krebsgewebe.
„Ab einem Alter von 50 Jahren empfiehlt es sich daher, eine regelmäßige Darmvorsorge wahrzunehmen“, betont Prof. Hillejan. Neben dem herkömmlichen Hämoccult-Test auf verborgenes Blut im Stuhl stehen heutzutage zwei immunologische Stuhltests zur Verfügung. Außerdem erkennen Spezialisten Polypen bei einer Darmspiegelung und entfernen sie direkt während der Untersuchung.
Dunkle Gefahr:
Darmkrebs Mehr als 80.000 Menschen erkranken in Deutschland jährlich an Darmkrebs, rund 27.000 Betroffene sterben pro Jahr daran. Darmtumoren können sich in verschiedenen Bereichen des Verdauungstraktes entwickeln. Dabei entstehen sie meist aus zunächst gutartigen Geschwülsten – den Darmpolypen.
Die diskreten Anzeichen von Darmkrebs nehmen Betroffene kaum wahr.
Treten Blutspuren im Stuhl oder veränderte Stuhlgewohnheiten – etwa ein unerklärlicher Wechsel von Durchfall und Verstopfung – auf, kann das auf einen Tumor schließen.
Bemerken Betroffene ungewöhnliche Veränderungen, lassen sie diese am besten von einem Spezialisten abklären. Erfolgt die Behandlung in einem frühen Stadium, liegen die Heilungschancen von Darmkrebs bei etwa 90 Prozent. Je nach Fall kommen unterschiedliche Therapien wie etwa Operation, Chemo- sowie Strahlentherapie zum Einsatz.
Venenstau im Enddarm:
Hämorrhoiden finden sich bei jedem Menschen. Als natürliche Abdichtung des Afters unterstützt dieses aus Blutgefäßen bestehende Schleimhautpolster die am Enddarm liegenden Schließmuskeln.
Prof. Hillejan erklärt: „Mit der Zeit verlieren die Blutbahnen jedoch ihre Elastizität und wölben sich zunehmend nach außen.“
Blutungen sowie Wundflüssigkeit und Juckreiz am After stellen typische Anzeichen für Hämorrhoiden dar. Mittlerweile gehen Enddarmspezialisten, auch als Proktologen bekannt, mit schonenden und schnittfreien Verfahren gegen die erkrankten Venen vor.
Bei der sogenannten Laserhämorrhoidoplastie erhitzt der Mediziner das geweitete Hämorrhoidalpolster gezielt über eine eingeführte Sonde mit Lichtimpulsen und leitet so einen Schrumpfungsprozess ein.
Entzündeter Tunnel:
Spricht der Mediziner von einer Analfistel, handelt es sich um einen röhrenförmigen, kleinen Gang, der sich vom Darm aus seinen Weg an die Hautoberfläche bahnt. Dieser entwickelt sich in der Regel aus einem zuvor entstandenen Abszess, einem mit Eiter gefüllten Hohlraum.
Eine Analfistel macht sich oft durch Schmerzen, Schwellungen und Flüssigkeitsaustritt bemerkbar. Bei der Behandlung öffnet der Proktologe diesen röhrenförmigen Gang oder verschließt ihn mit dem Laser.
Geschwächter Schließmuskel:
Bei einer Stuhlinkontinenz erkranken Darm oder Teile der am Enddarm sitzenden, abdichtenden Funktionseinheit, die aus einem nicht willkürlich zu beeinflussenden inneren und einem beeinflussbaren äußeren Schließmuskel besteht.
Tritt Darminhalt unkontrolliert aus, suchen Betroffene am besten sofort einen Spezialisten auf, der die genaue Ursache schnell klären und Therapiemöglichkeiten aufzeigen kann.
„Inzwischen lässt sich eine Schließmuskelschwäche schonend und ohne Schnitte behandeln“, bemerkt Prof. Hillejan.
Bei der Radiofrequenztherapie Secca stimuliert der Proktologe den Schließmuskel gezielt mit Elektroimpulsen. Schon zwei Stunden nach der Therapie kehren Patienten wieder in ihren Alltag zurück. Nach einigen Tagen bemerken sie eine deutliche Minderung der Inkontinenz. Bis zur endgültigen Wiederherstellung der Kontinenz können sechs Monate vergehen.
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