Hormonelle Behandlung zu selten bei Endometrioma genutzt

Endokrine Therapie bei Endometriose und Endometrioma

Patientinnen mit Endometrioma nutzen signifikant seltener eine endokrine Endometriose-Therapie im Vergleich zu Frauen mit Endometriose ohne Endometrioma, zeigte eine beobachtende Querschnittsstudie mit 838 prämenopausalen Frauen.

Demnach lehnen Betroffene häufig ohne medizinischen Grund endokrine Endometriose-Behandlungen ab, setzen sich dadurch jedoch einem höheren Risiko für Wiederauftreten von Endometrioma, wiederholten Operationen und anhaltender Schädigung der Ovarienfunktion aus.

Eine hormonelle (endokrine) Therapie der Endometriose mit Endometrioma reduziert das Risiko eines Wiederauftretens der Endometrioma, weiterer Operationen und in der Folge irreparabler Schäden der Ovarien, zeigten frühere Studien.

Allerdings zeigten Studien auch, dass zunehmend eine hormonelle Behandlung der Endometriose abgelehnt wird. Wissenschaftler ermittelten nun, ob eine hormonelle Therapie unterschiedlich häufig bei Frauen mit Endometriose zum Einsatz kommt, je nachdem, ob auch Endometrioma vorliegen.

Hormonelle Therapie bei Endometriose und Endometrioma

Die Studie wurde retrospektiv und als Onlinebefragung durchgeführt. Dabei gaben Patientinnen Aspekte wie das Ausmaß von Schmerzen in der Menstruation (Dysmenorrhö), eventuelle Begleiterkrankungen wie Migräne mit oder ohne Aura, die konkrete Endometriosediagnose, Endometrioseoperationen in der Vergangenheit und die Nutzung hormoneller Therapien an.

Zwei Universitätskliniken sowie die Deutsche Endometriose-Gesellschaft gewannen Patienten zur Teilnahme. Die Daten wurden zwischen Mai und November 2023 erfasst.

Beobachtende Querschnittsstudie mit 838 prämenopausalen Frauen

Insgesamt nahmen 838 prämenopausale Frauen mit Dysmenorrhö und/oder Endometriose im durchschnittlichen Alter von 30,7 Jahren (15 – 54 Jahre) an der beobachtenden Querschnittsstudie teil.

In der Untergruppe der Frauen mit Dysmenorrhö ohne operativ bestätigter Endometriose (n = 277) erhielten 95 Frauen (34,3 %) eine hormonelle Behandlung der Dysmenorrhö und zur Verhütung.

In der Gruppe mit operativ bestätigter Endometriose (n = 561) erhielten hingegen deutlich mehr Personen (n = 275; 49,0 %) eine hormonelle Behandlung (p < 0,001).

Bei 254 Patientinnen (45,2 % der Frauen mit operativ bestätigter Endometriose) lagen Endometrioma vor. Diese Frauen nutzten signifikant seltener eine hormonelle Behandlung sowohl in der Vergangenheit als auch aktuell im Vergleich zu Frauen ohne Endometrioma (n = 261).

Hormonelle Behandlung mit und ohne Endometrioma

  • Vergangenheit:
    Endometrioma: n = 187; 73,9 %;
    ohne Endometrioma: n = 220; 84,3 %; p = 0,004

  • Aktuell:
    Endometrioma: n = 113; 42,5 %;
    ohne Endometrioma: n = 139; 52,1 %; p = 0,047

Die Wissenschaftler analysierten die individuellen Gründe, eine hormonelle Behandlung abzulehnen, fanden jedoch keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen Frauen mit und ohne Endometrioma.

Ablehnung hormoneller Therapie meist ohne medizinischen Grund – aber ein Risiko

Die Autoren schließen, dass Patientinnen mit Endometriose häufig eine hormonelle/endokrine Therapie ablehnen, ohne dass es dafür medizinische Gründe gibt. Dies kann jedoch das Risiko für wiederkehrende Endometrioma und daraus resultierende Komplikationen wie Schädigung der Ovarien unnötig erhöhen, betonen die Experten.

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Original Titel:
Endometrioma patients are under-treated with endocrine endometriosis therapy

Autor:
Cirkel C, Göbel H, Göbel C, Alkatout I, Khalil A, Brüggemann N, Rody A, Cirkel A. Endometrioma patients are under-treated with endocrine endometriosis therapy. Hum Reprod. 2025 Jan 1;40(1):69-76. doi: 10.1093/humrep/deae257. PMID: 39579221.