Zwischen Versorgungsengpässen und Reformansätzen: Die Zukunft der Psychotherapie in Deutschland

Vom 08. bis 11. April 2025 findet der 4. Deutsche Psychotherapie Kongress in Berlin statt.

Neben zahlreichen wissenschaftlichen Symposien und hochkarätigen Keynotes sowie praxisrelevanten Workshops stehen auch in diesem Jahr wieder berufspolitische Themen im Fokus.

Strukturelle, finanzielle und qualitative Fragen in der Versorgung werden ebenso aufgegriffen wie innovative wissenschaftliche Ansätze und Reformideen – mit dem klaren Ziel, die psychotherapeutische Praxis nachhaltig zukunftsfähig zu gestalten.

Etwa ein Viertel der Erwachsenen sind jedes Jahr von psychischen Erkrankungen betroffen, und mehr als ein Fünftel der Kinder und Jugendlichen zeigen psychische Auffälligkeiten.

Die Politik muss die Psychotherapie in ihren Zielen für die kommenden vier Jahre berücksichtigen. „Es besteht erheblicher Handlungsbedarf“, betont Gebhard Hentschel, Bundesvorsitzender der Deutschen PsychotherapeutenVereinigung (DPtV), die den DPK mitausrichtet.

„Psychotherapie ist nachweislich wirksam und wirtschaftlich sinnvoll – sie muss in der politischen Agenda eine Rolle spielen.“

Auf einem Panel am 10. April 2025 wird Hentschel mit Politiker*innen sowie Vertreter*innen von Krankenkassen und Kassenärztlicher Bundesvereinigung erörtern, welche gesundheitspolitischen Weichenstellungen jetzt nötig sind. „Psychische Erkrankungen sind für uns alle eine gemeinsame Herausforderung. Das müssen wir jetzt diskutieren“, sagt Hentschel.

Politische Perspektiven: Welche Priorität hat psychische Gesundheit?

Tragfähige Visionen und konkrete Reformansätze sind entscheidend für eine gerechte, effiziente und nachhaltige psychotherapeutische Versorgung. Wie dies zukünftig aussehen kann, wird Thema des Panels „Psychotherapie 2035 – schaffen wir die Wende?“ sein.

Vertreterinnen und Vertreter von Krankenkassenverbänden, Weiterbildungsinstituten und aus der Wissenschaft diskutieren Fragen wie die gerechte Vergütung von psychotherapeutischen Leistungen, den Zugang für vulnerable Gruppen sowie die langfristige Sicherung von Weiterbildungs- und Versorgungsstrukturen.

„Wir müssen uns die Frage stellen, was uns eine psychisch gesunde Gesellschaft wert ist. Psychische Erkrankungen verursachen nicht nur individuelles Leid, sondern auch erhebliche gesellschaftliche und ökonomische Belastungen“, betont Prof. Dr. Rudolf Stark, Vorstandsvorsitzender von unith e.V.

Wissenschaft braucht gut qualifizierten Nachwuchs für Psychotherapieforschung

Die gleichzeitige fachpsychotherapeutische Weiterbildung und wissenschaftliche Qualifikation nach dem Studium ist eine große Herausforderung. Aktuelle Regelungen erschweren die parallele Qualifizierung, weshalb viele Studierende sich zunächst gegen eine wissenschaftliche Laufbahn entscheiden. Das kann langfristig zu einem Mangel an wissenschaftlichem Nachwuchs führen.

„Psychotherapie basiert auf soliden wissenschaftlichen Erkenntnissen, und wir sehen es als unsere Aufgabe, die psychische Gesundheit in der Gesellschaft auf wissenschaftlicher Grundlage positiv zu beeinflussen“, sagt Prof. Dr. Julia Asbrand, Leiterin der Fachgruppe Klinische Psychologie und Psychotherapie in der DGPs.

„Nur wenn Wissenschaft, Praxis und Politik zusammenwirken, können wir die psychotherapeutische Versorgung und Prävention verbessern und ein gesellschaftliches Umfeld schaffen, das psychische Gesundheit fördert.“

 Möglichkeiten der parallelen klinischen und wissenschaftlichen Qualifikation werden im Panel „Promotion und Weiterbildung – Wie geht das?“ diskutiert.

Hybridformat
Alle Panels und zahlreiche weitere Veranstaltungen werden online übertragen und stehen nach dem Kongress in einer Mediathek zur Verfügung.

Quelle:
Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs) e.V. - www.dgps.de